TeleCoop ist ein kooperativer Mobilfunkanbieter der seit 2020 einen engagierten und effizienten Mobilfunk anbietet. TeleCoop ist gemeinwohlorientiert und setzt sich für ökologische und soziale Werte ein – genau wie wir bei iodé. Daher wollten wir uns natürlich mit TeleCoop austauschen und so ist das heutige Interview mit Marion, der Mitgründerin entstanden.
Über Marion Graeffly
Marion Graeffly ist die Mitgründerin von TeleCoop und aktuell für die Entwicklung und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Nach ihrer Karriere in der Lebensmittelindustrie, wo sie als Marketing- und Sales-Managerin gearbeitet hat, entschied sie, ihre Fähigkeiten für Projekte einzusetzen, denen ökologische und soziale Werte innewohnen. So trat sie auf der Suche nach einem besseren Leben dem Associate On Purpose Programm bei, einem Karrierewechsel-Programm, und konnte so in der Gemeinwohl-Ökonomie Fuß fassen.
So kam sie auch zu dem Thema Genossenschaften, welche ein starkes Modell darstellen, wenn es um eine gerechte Verteilung von Wohlstand und Macht geht und die Gemeinwohl und Austausch aus kollektiver Sicht verbessern.
Heute arbeitet sie daran, TeleCoop bekannter zu machen und als Geschäftsführerin die Richtung der Genossenschaft zu steuern.
Ihr heimliches Vergnügen? Die Küche! Sie liebt es, dort stundenlang neue Rezepte auszuprobieren.
Interview
1) Wie kamst du zu der Idee, TeleCoop zu gründen?
Unsere Beobachtung ist simpel: 4% der globalen Treibhausgasemissionen werden durch digitale Technologien verursacht und diese Zahl kann sich bis 2025 verdoppeln. Der Mobilfunk-Sektor tut nichts oder nur sehr wenig um dem entgegen zu wirken, obwohl die Telekommunikationsunternehmen das Tor zur digitalen Welt darstellen. So war es für uns offensichtlich, gemeinsam mit Bürger*innen einen gemeinwohlorientierten Mobilfunkbetreiber zu entwickeln der diese Problematik adressiert. Ich möchte sogar sagen, es ist eine Pflicht. TeleCoop ist eine Genossenschaft, die von Bürger*innen für Bürger*innen geschaffen wurde, es ist uns wichtig, das hervor zu heben.
Wir möchten, dass jeder die Kontrolle über seine digitale Nutzung zurück erlangen kann. Wir bieten transparente, grüne und privatsphärefreundliche Mobilfunk-Services an. Es ist deutlich, dass ökologische und soziale Themen nicht Teil der wirtschaftlichen Interessen der Telekommunikationsanbieter sind. Wir machen konkrete Vorschläge in diese Richtung. Wenn du mehr darüber erfahren willst, schau gern in unsere Action Broschüre.
2) TeleCoop wurde als eine SCIC (Cooperative Society of Collective Interest, Deutsch: “Genossenschaft von kollektivem Interesse”). Was sind die Besonderheiten von diesem Status? Warum habt ihr euch dafür entschieden?
TeleCoop ist eine Genossenschaft, die ihren Mitglieder*innen gehört und nach dem Prinzip der gemeinsamen Führung organisiert ist. Das bedeutet, dass die Entscheidungsgewalt zwischen allen Mitglieder*innen geteilt wird, basierend auf dem Prinzip dass eine Person eine Stimme hat. Gerade in Generalversammlungen kommt das zum Tragen. Unsere Mitglieder*innen repräsentieren alle unterschiedlichen Interessenvertreter*innen von TeleCoop.
Ich möchte dazu sagen, dass etwa 57% der Profite in die die Firma reinvestiert werden um sie weiter zu entwickeln und unsere Handlungsfähigkeit in Bezug auf die ökologische und soziale Wende zu stärken.
3) Wie genau sieht ein Abo bei TeleCoop aus? Was ist euer Commitment?
Fragen über unsere Tarife erreichen uns oft.
Unsere Kund*innen bekommen das in Rechnung gestellt, was sie an mobilen Daten tatsächlich verbrauchen. Das erlaubt ihnen, sich über den wirklichen Datenverbrauch bewusst zu werden und sich die richtigen Fragen zu stellen in Bezug auf einen verantwortungsvollen Umgang mit digitaler Technologie. Wir möchten, dass sich unsere Kund*innen auf ihre wahren Bedürfnisse fokussieren, in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen und dass sie so gut wie möglich über die ökologischen und sozialen Folgen von digitaler Technologie informiert sind.
Wir bieten auch finanzielle Unterstützung für die Reparatur der Mobilgeräte unserer Kund*innen an. Wir sprechen uns gegen übermäßigen Konsum aus und ermutigen jeden, sein Gerät so lange wie möglich zu erhalten. Das beste Handy ist das, was wir schon haben.
Zu guter Letzt möchten wir unseren Kund*innen den richtigen Preis anbieten in Bezug auf die realen Kosten der Genossenschaft und nicht gebunden an Profit auf Kosten anderer.
Neben unseren Angeboten möchten wir auf den Nonsense der Telekommunikationsindustrie hinweisen, indem wir Ungerechtigkeiten sozialer und ökologischer Art ansprechen. Warum sollte man Kund*innen immer weiter dazu anfeuern, noch mehr zu konsumieren, sich immer mit dem neuesten Handy auszustatten wenn wir doch über die Folgen für Mensch und Umwelt wissen? Es ist dringend an der Zeit, etwas zu ändern. Und TeleCoop spielt hier eine wichtige Rolle.
4) TeleCoop arbeitet mit der Infrastruktur von Orange. Habt ihr eine spezielle Richtlinie, wie ihr hier mit Kundendaten umgeht? Hat Orange ebenso die Daten eurer Kund*innen? In anderen Worten: Geht ihr neben dem Klimaschutz auch den Datenschutz an?
TeleCoop agiert als Firma unabhängig von Orange. Daher hat Orange keine Kundendaten von uns. Ohnehin ist uns der Datenschutz unserer Kundendaten sehr wichtig und das kommunizieren wir auf jedem Level. Daher haben wir auch die FairTEC Initiative mit gegründet um diese Themen mit anderen europäischen Playern voranzubringen. Was wirklich einen Unterschied machen kann, ist wenn diese Themen von der Legislative aufgegriffen werden, besonders auf dem europäischen Level.
Wir nutzen Matomo um die Aktivität auf unserer Website auszuwerten und verzichten auf die führende Analytics-Lösung von Google. So werden die Besucher*innen auf unserer Seite nicht individuell getracked. Natürlich halten wir uns an die DSGVO und achten auch bei unseren Kooperationspartner*innen darauf. TeleCoop steht für einen verantwortungsvollen Umgang mit digitaler Technologie und tritt daher auch für den Schutz der Privatsphäre ein. Wir haben TeleCoop gegründet, damit jeder sein digitales Leben selbst bestimmen kann und um Telekommunikationsservices anzubieten, die transparent, ökologisch und privatsphärefreundlich sind.
5) Welche Pläne habt ihr für die Zukunft, die du unseren Leser*innen verraten kannst?
Wir denken gerade darüber nach, eine Internet Box anzubieten. So können Menschen auch ihr WLAN über TeleCoop anstatt 4G laufen lassen und ihre Verträge bei uns bündeln. Über das Projekt wird es wahrscheinlich 2024 mehr Informationen geben. 🙂
6) Hier ist noch Platz um etwas zu schreiben, was du schon immer mal loswerden wolltest 😉
Ich möchte noch anmerken dass wir Teil des Licoornes Kollektiv sind. Ziel ist es, Bürger*innen zu ermutigen, die Wirtschaft radikal zu transformieren, indem sie an der Entstehung eines komplett kooperativen ökonomischen Modells mitwirken. Dieses Kollektiv besteht aus mehreren Genossenschaften wie z. B. Enercoop oder La Nef, die zwar in verschiedenen, aber sich ergänzenden Bereichen arbeiten (Energie, Banken, etc.).
Weil Kooperation im Zentrum unserer Vision einer Gesellschaft steht, arbeiten wir auch regelmässig mit anderen Partner*innen, wie z. B. heute mit iodé!
Danke Marion und danke an das Team von Telecoop für diese Einsichten. Lasst uns gemeinsam den Wandel voranbringen!
